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Long Covid:

Definition, Diagnostik, Häufigkeit, Symptome und Therapie
trauger Teenager liegt im Bett

Hier möchten wir den aktuellen Wissensstand präsentieren.
Wir beginnen mit Long COVID, es folgen dann später noch Kapitel zu anderen Erkrankungen

Kinder und Jugendliche können ebenso wie Erwachsene von gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion (engl.: post-acute sequelae of COVID-19, PASC) betroffen sein, welche auch als „Long COVID“ bezeichnet werden.

Hierzu gehören eine Vielzahl an möglichen Symptomen und Beschwerdebildern, die in ihrer klinischen Ausprägung variieren, verschiedene Organsysteme betreffen und unterschiedliche Ursachen haben können. Es handelt sich bei Long COVID demnach nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, sodass auch unterschiedliche Terminologien und Falldefinitionen existieren – z. B. je nach zeitlichem Bezug der Beschwerden zur vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion. Dabei umfasst der Begriff „Long COVID“ gesundheitliche Beschwerden, welche über die akute Krankheitsphase hinaus im Zeitraum von mindestens vier Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion vorliegen. Beschwerden, die noch mehr als zwölf Wochen nach der Infektion vorhanden sind, werden auch als Post-COVID-Syndrom bezeichnet (vgl. britische Leitlinienempfehlung, deutsche S1-Leitlinie Long/Post-COVID).

 

Bislang gibt es zwei Definitionen für Long/Post-COVID, welche spezifisch für Kinder und Jugendliche erarbeitet wurden.



Neben einer ersten Forschungsdefinition aus dem Jahr 2022 (Stephenson et al. 2022) ist hierbei insbesondere die klinische Falldefinition eines Post-COVID-19-Zustands (Post-COVID-19 Condition) für Kinder und Jugendliche der Weltgesundheitsorganisation (WHO) relevant, welche im Februar 2023 veröffentlicht wurde. Vorangegangen war eine Falldefinition des Post-COVID-19-Zustands für Erwachsene, welche bereits im Oktober 2021 von der WHO vorgelegt wurde. Letztere erfordert neben dem zeitlichen Abstand der Beschwerden zur vorangegangenen Infektion (i. d. R. drei Monate), dass die Beschwerden mindestens zwei Monate anhalten oder wiederkehrend auftreten, mit Beeinträchtigungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen und anderweitig nicht erklärbar sind. Die Falldefinition der WHO für Kinder und Jugendliche berücksichtigt ebenfalls neue, persistierende oder wiederkehrende Beschwerden, welche innerhalb von drei Monaten nach SARS-CoV-2-Infektion erstmals aufgetreten sind, über mindestens zwei Monate vorliegen und mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. Die beiden klinischen Falldefinitionen der WHO beziehen sich auf Personen mit nachgewiesener oder vermuteter SARS-CoV-2-Infektion. Zudem handelt es sich explizit um vorläufige Definitionen, die in Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse fortlaufend aktualisiert werden müssen.

Darüber hinaus wurde im Juli 2024 eine Arbeitsdefinition für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche von den US-amerikanischen National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASAM) veröffentlicht, welche neben dem Vorliegen einzelner oder multipler Symptome auch diagnostizierbare Symptomkomplexe und Erkrankungen umfasst. Hierzu zählen neben einer möglichen Verschlechterung von Grunderkrankungen auch Neuerkrankungen. Anders als bei den Falldefinitionen der WHO ist folglich nicht erforderlich, dass die Beschwerden sich nicht durch eine andere Diagnose erklären lassen. Gesundheitliche Beschwerden können zudem auch nach unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion auftreten.

Demnach unterscheiden sich aktuelle Long COVID-Definitionen insbesondere im Hinblick auf die Berücksichtigung einer möglichen Verschlechterung von Vorerkrankungen sowie von neu aufgetretenen Erkrankungen infolge einer SARS-CoV-2-Infektion. In der klinischen Praxis bezieht sich der Begriff „Long COVID“ im engeren Sinne jedoch vorrangig auf neu aufgetretene, persistierende oder wiederkehrende gesundheitliche Beschwerden und Symptome infolge einer SARS-CoV-2-Infektion, welche nicht anderweitig erklärbar sind (vgl. Peluso & Deeks 2024; Hallek et al. 2023).

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Die Komplexität der verschiedenen Symptome von Long COVID erschwert die Diagnose, da diese sich nicht immer leicht von anderen Krankheiten abgrenzen lassen. Aufgrund des breiten und heterogenen Symptomspektrums und des Fehlens eines diagnostischen Biomarkers, erfordert die Abklärung von Long COVID eine angemessen breite Differenzialdiagnostik.

Bei Verdacht auf Long COVID bedarf es zu Beginn einer ausführlichen Anamnese durch die Kinderärztin und den Kinderarzt oder die Hausärztin und den Hausarzt. Wichtig zu beachten ist dabei die Definition eines Post-COVID-19-Zustands (syn. Post-COVID-Syndrom, PCS) (siehe Kapitel Definition). Das PCS umfasst chronische Folgebeschwerden, die innerhalb der ersten drei Monate nach einer wahrscheinlichen oder gesicherten SARS-CoV-2-Infektion neu aufgetreten sind und länger als zwei Monate bestehen. Diagnosen im Kontext eines PCS werden mit dem ICD-10-Zusatzcode U09.9! gekennzeichnet. Dagegen wird bei einer medizinischen Abklärung von noch nicht so lange präsenten Beschwerden nach SARS-CoV-2-Infektion nur der Code U08.9 vergeben; er steht für eine Inanspruchnahme des Gesundheitssystems wegen COVID-19 in der Eigenanamnese. 

In jedem Falle soll die Anamnese neben den aktuellen Symptomen auch die medizinische und psychosoziale Vorgeschichte der Betroffenen und Ihrer Familien sowie bisherige Befunde und Behandlungsmaßnahmen, soziale Teilhabe und Lebensqualität berücksichtigen. Grundsätzlich ist eine strukturierte Anamnese zu empfehlen. Fragebögen, die die Betroffenen vorab alleine bzw. mit ihren Sorgeberechtigten oder in der Sprechstunde gemeinsam mit dem medizinischen Personal ausfüllen, sind hilfreich. Ein umfassender Symptomfragebogen steht mit dem „Munich Berlin Symptom Questionnaire Plus“ (MBSQ Plus) zur Verfügung; er erfasst typische Symptome von Myalgischer Enzephalitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS), der schwersten Form von PCS, sowie weitere häufige Symptome von Long COVID und ähnlichen Erkrankungen. Weitere Screeningfragen wurden von der DGKJ und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) zur diagnostischen Evaluation bereitgestellt; die Empfehlungen werden derzeit überarbeitet und in eine Leitlinie einfließen. Bei Betroffenen mit Teilhabedefizit ist eine gemeinsame, interdisziplinäre und evtl. multiprofessionelle Anamneseerhebung hilfreich.

Von entscheidender Bedeutung für eine bedarfsgerechte Diagnostik und Therapie ist die frühzeitige Erkennung einer vorliegenden Belastungsintoleranz. Im Besonderen muss eine mögliche Verschlimmerung der Beschwerden nach alltäglichen Aktivitäten erfragt werden, die sogenannte Post-Exertionelle Malaise (PEM). Dafür ist ein spezieller Fragebogen verfügbar, der DePaul Symptom Questionnaire für PEM (DSQ-PEM). Eine Verschlechterung des Zustands kann auch im Rahmen der diagnostischen Abläufe auftreten, beispielsweise beim Anamnesegespräch oder bei der körperlichen Untersuchung, manchmal aber auch erst an den Folgetagen.

Ausgehend von den Befunden der Anamnese und der körperlichen Untersuchung wird ein abgestuftes diagnostisches Verfahren angewandt, das weiterhin somatische und psychische Aspekte berücksichtigen sollte. Zu bedenken sind vor allem mögliche Erkrankungen aus den Bereichen der Neurologie, Kardiologie, Pneumologie, Rheumatologie, Immunologie, Hämatoonkologie, Endokrinologie und Psychiatrie mit Psychosomatik.  

Weil es keine diagnostischen Biomarker gibt, dient die Labordiagnostik nicht der Bestätigung der Diagnose, sondern dem bestmöglichen Ausschluss anderer, möglicher Krankheitsursachen mit ähnlicher Symptomatik. Die Basisdiagnostik im Labor umfasst ein Blutbild mit Differenzialblutbild, das C-Reaktive Protein (CRP), Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte sowie den Glukosewert und die antinukleären Autoantikörper (ANA).

In Abhängigkeit von der individuellen Symptomatik können verschiedene Funktionstests sowie bildgebende Verfahren notwendig sein. Zu den wichtigen Funktionstests zählen neurokognitive Testung, EKG, EEG, Lungenfunktionstest, passiver 10-Minuten-Stehtest, 6-Minuten-Gehtest und 1-Minute-Sitz-Steh-Test. Der passive 10-Minuten-Stehtest findet Anwendung bei Kreislaufbeschwerden in aufrechter Position und dient der Abklärung eines posturalen orthostatischen Tachykardie-Syndroms (PoTS) sowie einer Orthostatischen Hypotonie (OH). Die Bildgebung kann eine Ultraschalluntersuchung von Bauch (Abdomen-Sono) oder Herz (ECHO) und/oder ein Kernspintomogramm (MRT) beinhalten.

Bei der Einordnung der Befunde ist es wichtig, zwischen Long COVID und Differenzialdiagnosen zu unterschieden, aber auch mögliche Komorbiditäten zu berücksichtigen. Differenzialdiagnosen erklären die Symptome ausreichend mit anderen medizinischen Ursachen und schließen ein Long COVID aus. Komorbiditäten liegen gleichzeitig mit Long COVID vor und können bereits vor Long COVID oder in Folge von Long COVID aufgetreten sein. Für Differenzialdiagnosen und Komorbiditäten trifft der ICD-10-Zusatzcode U09.9! nicht zu. Die Liste der möglichen Differenzialdiagnosen und Komorbiditäten ist lang. Daher sind bei der Differenzialdiagnostik somatische, psychiatrische und sozialmedizinische Expertisen einzubeziehen und alle resultierenden Diagnosen bei der ganzheitlichen, symptomorientierten Behandlung zu berücksichtigen.

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Auf Basis der vorliegenden Evidenz zeigt sich insgesamt ein geringeres Vorkommen von Long COVID bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen (Luo et al. 2024). Die genaue Häufigkeit von Long COVID im Kindes- und Jugendalter kann jedoch nicht verlässlich geschätzt werden.
Prävalenzangaben für Long COVID variieren sehr stark zwischen einzelnen Studien – je nach zugrundeliegender Long COVID Definition (z. B. nach zeitlichem Abstand der Symptome zur vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion von ≥ vier vs. ≥ 12 Wochen), Zusammensetzung der Studienpopulation (z. B. nach Alter), Erhebungsmethode (z. B. Befragungs- vs. Registerdaten), dem Einbezug weiterer prognostischer Faktoren (z. B. Schwere der akuten COVID-19 und Vorerkrankungen) oder Dauer der Nachbeobachtungszeit (Rudan et al. 2025; Heidar Alizadeh et al. 2024; Toepfner et al. 2024; Miller et al. 2024; Morello et al. 2023a). Dabei bezieht sich ein Großteil der Studien lediglich auf das Vorhandensein unspezifischer Symptome – ohne Berücksichtigung von Beeinträchtigungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit, wie in der Definition eines Post-COVID-19-Zustands von der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2023) gefordert. Darüber hinaus zeigte eine Bestandsaufnahme von Studien bis April 2023, dass fast die Hälfte (45,1%) der Studien zu Long COVID im Kindes- und Jugendalter keine Kontrollgruppe hatte (Rothensteiner et al. 2024). Um valide Aussagen zur Häufigkeit von Long COVID im Kindes- und Jugendalter zu treffen, wären prinzipiell bevölkerungsrepräsentative, kontrollierte Studien mit ausreichend Nachbeobachtungszeit notwendig, die einen direkten Vergleich von Kindern und Jugendlichen mit und ohne vorangegangene SARS-CoV-2-Infektion im Hinblick auf bestehende Beschwerden und Symptome ermöglichen. Durch das steigende Risiko für SARS-CoV-2-Infektionen und -Reinfektionen im Verlauf der COVID-19-Pandemie bei gleichzeitigem Rückgang von SARS-CoV-2-Tests ist jedoch eine eindeutige Zuordnung von Symptomen zu einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion kaum noch möglich; zudem sind hausgebundene Schwerbetroffene bei Studien im ambulanten Setting unterrepräsentiert (Toepfner et al. 2024). 

Eine Meta-Analyse von Kohortenstudien aus dem Zeitraum Dezember 2019 bis Dezember 2022 schätzt die gepoolte Prävalenz von Long COVID-Symptomen bei 0-19-Jährigen mit mind. drei Monate zurückliegender, Labor-bestätigter SARS-CoV-2-Infektion auf 16,2 % (Jiang et al. 2023). Gepoolte Prävalenzschätzungen, welche ausschließlich auf bevölkerungsbezogenen Studien mit Kontrollgruppe basieren, sind hingegen deutlich niedriger. So zeigte sich etwa anhand einer Meta-Analyse von kontrollierten Studien, dass einzelne Long COVID-assoziierte Symptome zwischen 2 % und 8 % häufiger bei Kindern und Jugendlichen mit vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion vorlagen als bei Nicht-Infizierten (Behnood et al. 2022). Darüber hinaus zeigen Übersichtsarbeiten übereinstimmend, dass die Prävalenzdifferenz für Long COVID zwischen infizierten und nicht-infizierten Kindern und Jugendlichen in bevölkerungsbezogenen, kontrollierten Studien mehrheitlich auf unter 5 % geschätzt wird (Toepfner et al. 2024; Morello et al. 2023a; Behnood et al. 2022; Zimmermann et al. 2022; Nittas et al. 2022; Pellegrino et al. 2022). Beispielsweise berichtet ein Umbrella Review kontrollierter Studien aus 2021/2022 Häufigkeiten von 2 % bis 3,5 % bei überwiegend nicht hospitalisierten Kindern (Nittas et al. 2022). Auch anhand einer multizentrischen, gepoolten Analyse von bevölkerungsbasierten Kohortenstudien aus 22 Ländern wurde die globale Häufigkeit für Long COVID Symptome drei Monate nach einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 4 und 20 Jahren auf insgesamt 2,8 % geschätzt, unter Adjustierung für vorbestehende Gesundheitsprobleme sowie für das allgemeine Vorliegen von Symptomen in der Bevölkerung, welche nicht mit einer Infektion in Verbindung stehen. Bei Erwachsenen lag die Prävalenz mit insgesamt 6,2 % hingegen deutlich höher (Global Burden of Disease Long COVID Collaborators 2022).

Ebenso lässt sich anhand von administrativ erfassten Gesundheitsdaten auf ein Vorkommen von Long COVID im Kindes- und Jugendalter im niedrigen einstelligen Prozentbereich schließen: So zeigte sich anhand einer US-amerikanischen Kohortenstudie basierend auf elektronischen Patientenakten (‚electronic health records‘), dass die Inzidenzdifferenz für verschiedene diagnostizierte Symptomkomplexe und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit Labor-bestätigter SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zur negativ getesteten Kontrollgruppe lediglich 3,7 % betrug (Rao et al. 2022). Laut Analysen der Sekundärdaten gesetzlicher Krankenversicherungen in Deutschland entwickelten insgesamt 5–6 % der Kinder und Jugendlichen innerhalb von drei Monaten nach Labor-bestätigter SARS-CoV-2-Infektion neue unspezifische Symptome und Beschwerden, die sich auf COVID-19 zurückführen ließen (Ehm et al. 2024). Da insbesondere Kinder und Jugendliche mit mildem oder asymptomatischem Verlauf der SARS-CoV-2-Infektion in administrativ erfassten Daten allerdings generell eher unterrepräsentiert sind, wird angenommen, dass das tatsächliche Risiko für die Entwicklung von Long COVID-Symptomen sogar noch niedriger liegen könnte (im Bereich zwischen 1 % und 3,5 %; Morello et al. 2023a).

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung wurde die Prävalenz für selbstberichtetes Long COVID (Symptome mind. vier Wochen nach Erstinfektion, welche nicht anderweitig erklärbar sind) im März 2023 bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2-11 Jahren in Großbritannien auf 0,3 % geschätzt, bei 12- bis 16-Jährigen auf 1,01 % und bei 17- bis 24-Jährigen auf 1,5 % (UK Coronavirus Infection Survey, ONS, 2023). Bei etwa einem von fünf Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren ging selbstberichtetes Long COVID mit deutlich eingeschränkter Alltagsaktivität einher. In einer zusätzlichen Erhebung im März 2024 wurde die Prävalenz für selbstberichtetes Long COVID nach vier Wochen bei 3- bis 17-Jährigen auf 1 % geschätzt (Winter Coronavirus Infection Study, ONS, 2024). Nach Angaben des US-amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (CDC) lag die Bevölkerungsprävalenz von aktuell vorliegendem selbstberichtetem Long COVID (neu aufgetretene Symptome mind. drei Monate nach bestätigter, symptomatischer COVID-19) im Jahr 2022 bei 0- bis 11-Jährigen unter 0,5 %, bei 12- bis 17-Jährigen bei 0,8 % (Vahratian et al. 2022).   

Long COVID im Kindes- und Jugendalter kann auch nach milder, asymptomatischer oder unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion vorliegen. Systematische Literaturreviews und Meta-Analysen von bevölkerungsbezogenen Studien zeigen jedoch, dass das Risiko bei vorangegangener symptomatischer oder schwerer COVID-19 sowie bei Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 erhöht ist (Heidar Alizadeh et al. 2024; Rayner et al. 2024; Miller et al. 2024). Beispielsweise zeigte sich anhand einer großen Nachbeobachtungstudie von Kindern und Jugendlichen, die zwischen April und August 2020 wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt worden waren, dass auch sechs Monate nach vorangegangener Infektion 20 % der Kinder und Jugendlichen noch mindestens ein andauerndes, gesundheitliches Problem aufwiesen (Pazukhina et al. 2022). Eine prospektive Kohortenstudie aus den USA zeigte zudem, dass insbesondere Kinder und Jugendliche, die aufgrund von COVID-19 beatmet werden mussten, ein höheres Risiko für persistierende Symptome im Zeitraum von zwei bis vier Monaten nach Krankenhauseinweisung aufwiesen (Maddux et al. 2023).

Darüber hinaus verweisen Überblicksarbeiten darauf, dass das Risiko für Long COVID im Kindes- und Jugendalter mit zunehmendem Alter ansteigt und bei Mädchen insgesamt höher ist als bei Jungen. Ein erhöhtes Risiko zeigt sich auch bei Vorerkrankungen und Komorbiditäten. Überblicksarbeiten weisen darauf hin, dass hierbei insbesondere Allergien, Adipositas und vorbestehende respiratorische Erkrankungen relevant sein könnten – bislang gibt es jedoch nur wenige Studien, die das Long COVID-Risiko in Zusammenhang mit spezifischen Vorerkrankungen untersucht haben (Heidar Alizadeh et al. 2024; Rayner et al. 2024). Zudem gibt es anhand von Einzelstudien mittlerweile Hinweise darauf, dass die Häufigkeit von Long COVID im Kindes- und Jugendalter (ebenso wie bei Erwachsenen) bei Infektionen mit aktuellen SARS-CoV-2-Varianten wie Omikron und seinen Untervarianten im Vergleich zu früheren Varianten insgesamt niedriger ist (Höppner et al. 2025; Camporesi et al. 2024; Morello et al. 2023b; Lokanuwatsatien et al. 2023; Buonsenso et al. 2023). Dabei zeigten sich keine Unterschiede im Long COVID Risiko zwischen SARS-CoV-2-Erstinfektion und -Reinfektionen (Pinto Pereira et al. 2024), die Datenlage ist jedoch noch sehr begrenzt. Zu einem möglichen präventiven Effekt einer COVID-19-Impfung im Hinblick auf das Long COVID-Risiko ist die Befundlage bei Kindern und Jugendlichen aufgrund der geringen Datenverfügbarkeit uneindeutig. Anders als bei Erwachsenen ließ sich anhand eines systematischen Literaturreviews mit Meta-Analyse von Studien im Zeitraum von Dezember 2019 bis August 2023 bei unter 21-Jährigen bislang keine signifikante Schutzwirkung einer COVID-19-Impfung bezüglich des Risikos Long COVID zu entwickeln nachweisen (Gutfreund et al. 2024).

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Long COVID umfasst eine Vielzahl an unspezifischen körperlichen und psychischen Symptomen sowie Beschwerdebildern, die einzeln oder in Kombination auftreten können und mit Beeinträchtigungen der Lebensqualität sowie der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen (Basaca et al. 2025, Toepfner et al. 2024, Franco et al. 2022). Je nach Art, Schwere und Verlauf der gesundheitlichen Beschwerden kann das klinische Erscheinungsbild von Long COVID demnach erheblich variieren. Hierbei zeigen sich auch Unterschiede je nach Alter der Betroffenen – wie z. B. nach Entwicklungsphasen, aber auch im Vergleich von Kindern und Jugendlichen mit Erwachsenen. Bisherige Studien beziehen sich jedoch überwiegend auf Erwachsene, sodass die Datenlage zu Long COVID im Kindes- und Jugendalter nach wie vor eingeschränkt ist. Darüber hinaus stellt die Abgrenzung gesundheitlicher Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion von gesundheitlichen Beschwerden aufgrund von Vorerkrankungen oder anderen Infektionserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen eine große Herausforderung dar, ebenso wie von indirekten gesundheitlichen Folgen der COVID-19-Pandemie (vgl. Johnston et al. 2025). 

Ein aktuelles Umbrella Review bisheriger Übersichtsarbeiten zeigt, dass bei Long COVID im Kindes- und Jugendalter – ebenso wie bei Erwachsenen – insbesondere Erschöpfung/Müdigkeit (sog. Fatigue) und respiratorische Beschwerden im Vordergrund stehen (Heidar Alizadeh A et al. 2024, Global Burden of Disease Long COVID Collaborators et al. 2022). Auch eine aktuelle Meta-Analyse von 40 Studien zu Long COVID-Symptomen im Zeitraum von mind. drei Monaten nach vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion listet Kurzatmigkeit (22,8 %) und Fatigue (20,2 %) als die beiden am häufigsten berichteten Einzelsymptome bei unter 18-Jährigen (Zheng et al. 2023). Eine britische Kohortenstudie bei 11-17-Jährigen zeigt zudem, dass Fatigue und Kurzatmigkeit auch noch nach sechs Monaten häufiger bei Kindern mit SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne vorangegangene Infektion vorlagen (Stephenson et al. 2023). 

Auch gemäß der klinischen Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Post-COVID-19-Zustand im Kindes- und Jugendalter aus dem Jahr 2023 gehört Fatigue neben Geruchsveränderungen/-verlust sowie Angst zu den am stärksten mit Long COVID-assoziierten Symptomen. Die Definition enthält eine Auflistung von weiteren 21 Symptomen, die potentiell im Zusammenhang mit Long COVID stehen und daher weiter untersucht werden sollten: Brustschmerzen, kognitive Beschwerden, Husten, Durchfall, Benommenheit/Schwindel, Atembeschwerden, Ohrenschmerzen/-geräusche, Fieber, Kopfschmerzen, Insomnien, Gelenkschmerzen/-schwellungen, Lichtempfindlichkeit, Appetitverlust, Stimmungsschwankungen, Muskelschmerzen, Übelkeit, Palpitationen (Herzklopfen oder -stolpern), Kreislaufbeschwerden in aufrechter Position, Hautausschlag, Bauchschmerzen sowie Augen- oder Halsschmerzen (World Health Organization ‎2023)‎. 

Eine Meta-Analyse von kontrollierten Studien im Zeitraum zwischen Januar 2020 und Februar 2023 (Xu et al. 2024) bestätigt nun, dass das Risiko für gesundheitliche Beschwerden mind. drei Monate nach bestätigter SARS-CoV-2-Infektion bei unter 18-Jährigen signifikant höher ist als bei einer  Kontrollgruppe ohne Infektionsnachweis im Hinblick auf die folgenden Einzelsymptome: Geruchs- und Geschmacksveränderungen (mehr als 6-fach erhöhtes Risiko), Fatigue (2-fach), anhaltende Atembeschwerden (z. B. Kurzatmigkeit: 2,5-fach, Husten: 1,6-fach), Halsschmerzen (2-fach), Benommenheit/Schwindel (1,8-fach), Fieber/Schüttelfrost/Schweißausbrüche (1,8-fach), Brustschmerzen (1,8-fach) und Kopfschmerzen (1,5-fach). Für Herzklopfen, Hautausschlag, Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Angst und Depression, Sehkraft und Magen-Darm-Symptome/ Bauchschmerzen zeigten sich hingegen keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe. Im Vergleich zu Erwachsenen wurde bei Kindern und Jugendlichen zudem ein deutlich geringeres, nicht signifikantes Risiko für kognitive Beschwerden, Haarausfall und Gelenkschmerzen berichtet. Insgesamt war die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von mind. einem Symptom nach vorangegangener Infektion etwa doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe. Einzelstudien geben zudem Hinweise darauf, dass insbesondere das Vorliegen multipler Symptome nach vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu nicht-infizierten Kindern und Jugendlichen häufiger ist (Schlegtendal et al. 2024; Stephenson et al. 2022; Stephenson et al. 2023).

Je nach Art und Häufigkeit der Symptome lassen sich nach Angaben der RECOVER-Pediatrics-Gruppe der US-National Institutes of Health (NIH) unterschiedliche Phänotypen für Long COVID im Kindes- und Jugendalter unterscheiden (Gross et al. 2024). Bei Kindern im Alter von 6-11 Jahren wurden insgesamt vier sog. ‚Symptom-Cluster‘ identifiziert: (1) Vorliegen multipler Symptome und höchste Symptomlast, (2) Kopfschmerzen sowie weitere Muskel-/Gelenk-/Körperschmerzen, (3) Schlafstörungen und kognitive Beschwerden und (4) Bauchschmerzen und gastrointestinale Beschwerden. Bei Jugendlichen im Alter von 12-17 Jahren wurden drei ‚Symptom-Cluster‘ identifiziert: (1) Vorliegen multipler Symptome und höchste Symptomlast, (2) Fatigue und Muskel-/Gelenk-/Körperschmerzen und (3) vorrangig Geruchs-/Geschmacksverlust oder -veränderung. Dabei ging Cluster (1) in beiden Altersgruppen jeweils mit der höchsten Anzahl betroffener Organsysteme, schlechterer allgemeiner Gesundheit sowie niedriger Lebensqualität einher. 

Als besonders schwerer Subtyp lässt sich zudem Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) abgrenzen. ME/CFS kann bei einem Teil der Betroffenen mit Long COVID vorliegen, die Alltagsaktivitäten deutlich einschränken und einen erheblichen Verlust an gesellschaftlicher Teilhabe und Lebensqualität verursachen (Rowe 2023, Renz-Polster & Scheibenbogen 2022, Wong et al. 2021, Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V. 2025). Dies wurde sowohl für Erwachsene (Kedor et al. 2022a, Kedor et al. 2022b) als auch für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit Long COVID berichtet (Peo et al. 2024). Das Leitsymptom für ME/CFS ist eine geringe Belastbarkeit mit Post-Exertioneller Malaise (PEM). Bei der PEM (synonym ‚Crash‘) handelt es sich um eine ausgeprägte Symptomverschlechterung nach oft nur leichter körperlicher und/oder psychischer Belastung durch alltägliche Aktivitäten, die vor dem Krankheitsbeginn gut vertragen wurden. Die PEM dauert meist bis zum Folgetag und kann über Tage, Wochen oder Monate bestehen bleiben. Im Rahmen eines internationalen Delphi-Abstimmungsverfahrens zu zentralen Symptombereichen und Funktionseinschränkungen für Long COVID im Kindes- und Jugendalter (sog. ‚Core Outcome Set‘) haben Expertinnen und Experten daher neben Fatigue, Einschränkungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit und weiteren kardiovaskulären, neurokognitiven, gastrointestinalen sowie körperlichen Outcomes explizit auch PEM gelistet (Seylanova et al. 2024). Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die aufgrund von COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden mussten, zählt Belastungsintoleranz zu den häufigsten Long COVID-Symptomen (Silva et al. 2024).

Neben ME/CFS wurden bei Kindern und Jugendlichen infolge einer SARS-CoV-2-Infektion weitere Symptomkomplexe sowie Neumanifestationen bekannter chronischer Erkrankungen beobachtet, wie z. B. das Posturale Tachykardie-Syndrom (POTS) oder bestimmte Autoimmunerkrankungen (Rao et al. 2024). Auch anhand von Analysen der Sekundärdaten gesetzlicher Krankenversicherungen in Deutschland zeigte sich, dass bei Kindern und Jugendlichen drei Monate nach einer gesicherten COVID-19-Erkrankung signifikant häufiger körperliche und psychische Gesundheitsprobleme neu diagnostiziert wurden als bei Vergleichspersonen ohne gesicherte COVID-19. Dabei zeigte sich in Übereinstimmung mit der internationalen Befundlage das höchste Risiko für Malaise/Fatigue/Erschöpfung, Husten sowie Hals-/Brustschmerzen (Roessler et al. 2022). Bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren waren Malaise/Fatigue/Erschöpfung und Atembeschwerden häufiger als bei jüngeren Kindern. Bei Jugendlichen zeigte sich zudem ein signifikant erhöhtes Risiko, innerhalb von drei Monaten nach vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion an ME/CFS zu erkranken im Vergleich zur nicht-infizierten Kontrollgruppe (Ehm et al. 2025). Darüber hinaus wurde für Kinder und Jugendliche auch ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen (Tesch et al. 2023) sowie für Neurodermitis berichtet (Schmitt et al. 2024).

Gesundheitliche Langzeitfolgen wurden auch bereits im Zusammenhang mit anderen Viruserkrankungen (sog. ‚post-acute infection syndromes‘, PAIS), wie z. B. Influenza oder Pfeiffersches Drüsenfieber durch Epstein-Barr-Virus, berichtet (Choutka et al. 2022, Pricoco et al. 2024). Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass sowohl bei COVID-19 als auch bei der saisonalen Influenza in der postakuten Phase eine höhere Belastung durch Gesundheitsdefizite auftrat als in der akuten Phase und dass COVID-19 in beiden Phasen ein höheres Gesundheitsdefizit in allen Organsystemen außer dem Atemtrakt verursacht als die saisonale Influenza (Xie et al. 2024). 

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Derzeit gibt es keine ursächliche Behandlung von Long-COVID, die direkt und umfassend den auslösenden Faktoren entgegenwirkt. 

Aus diesem Grund richten sich therapeutische Maßnahmen nach den individuell bestehenden Symptomen der betroffenen Patient*innen. Dabei sollten körperliche und psychische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. 

Therapeutische Maßnahmen sollen vor allem dazu dienen, die Symptome zu lindern, Funktionseinschränkungen zu verringern sowie die Alltagsbewältigung und Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen gehen die Beschwerden auch ohne spezifische Maßnahmen zurück oder sistieren im Verlauf ganz. In anderen Fällen können sie sich in ihrer Ausprägung verändern, wiederkehren oder auch stärker werden. Eine rechtzeitige Behandlung kann möglicherweise einer Verschlechterung der Beschwerden oder einer Chronifizierung entgegenwirken. Dies trifft insbesondere für Patient*innen mit einer Belastungsintoleranz zu, die eine Post-exertionelle Malaise (PEM) (Symptomverschlechterung nach Aktivitäten, die vormals gut vertragen wurden) aufweisen.

Da bei Long-COVID verschiedene Organsysteme betroffen sein können und damit auch unterschiedliche Beschwerden vorliegen können, kommen verschiedene Behandlungsansätze zum Einsatz. Um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten, ist die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen und Berufsgruppen notwendig.

Der erste Anlaufpunkt für betroffene Kinder und Jugendliche ist meist die Kinder- und Jugend- oder auch Hausarztpraxis. Der oder die primärversorgende Arzt oder Ärztin führt die symptomorientierte differentialdiagnostische Abklärung und Behandlung entweder selbst durch oder überweist an Einrichtungen, die auf Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind. Eine besondere Bedeutung bei der komplexen medizinischen und psychosozialen Versorgung kommt den Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) zu, die speziell auf die Behandlung von chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen mit vielseitigem Versorgungsbedarf eingerichtet sind. Hilfreich kann auch die Einbindung der psychosozialen Nachsorge (SN) und bei sehr schwer Betroffenen die Unterstützung durch ein Team der Spezialisierten, ambulanten Palliativversorgung (SAPV-KJ) sein.

Das multidisziplinäre Therapieangebot umfasst neben Physiotherapie, Bewegungstherapie, Ergo-, Logo- und Ernährungstherapie auch psychotherapeutische Behandlungsansätze. Ebenso kann die Versorgung mit Hilfsmitteln, z.B. einem Rollstuhl bei Immobilität oder einem Lärmschutz bei Reizüberempfindlichkeit, eine Rolle spielen. 

Physiotherapie kann zum Beispiel einen positiven Einfluss auf Schmerzen und Begleiterkrankungen bei Personen mit Long-COVID haben. Sie ist zudem oft hilfreich zur Kreislaufanregung und zur Regulation des autonomen Nervensystems. Durch Ergotherapie können die alltäglichen Abläufe an die körperlichen Einschränkungen angepasst werden.

Pacing-Strategien dienen dem Krankheitsmanagement bei Belastungsintoleranz mit post-exertioneller Malaise (PEM), dem Schlüsselsymptom von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS). Pacing bedeutet, die konsequente Anpassung der Alltagsaktivitäten an die eigene Belastungsgrenze, so dass eine Symptomverschlechterung durch Überlastung (PEM) vermieden wird. Durch die Anwendung von Pacing soll der Gesamtzustand der Patient*innen stabilisiert und eine fortlaufende Verschlechterung durch wiederholte PEM verhindert werden. Hilfreich können dabei der Einsatz von Aktivitäts- und Symptomtagebüchern sein, um die eigenen Beschwerden in Abhängigkeit von unterschiedlichen Aktivitätsstufen einordnen zu können. Auch Hilfsmittel wie Pulsuhren oder klare tägliche Routinen können dabei unterstützen.

Weitere Informationen hierzu können Betroffene auch im „ ME/CFS-Patient*innen-Leitfaden zur Vermeidung von PEM“ (https://www.omf.ngo/wp-content/uploads/2019/09/PEM-Avoidance-Toolkit-Deutsch.pdf) und auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für MECFS e.V. (DG MECFS) finden: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/pem/; https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/pacing/.

Eine stufenweise Steigerung der Leistungsgrenzen ist ausdrücklich kein Ziel von Pacing. Im Rahmen von Rehabilitationsbehandlungen anderer chronischer Erkrankungen werden häufig aktivierende Therapien mit gradueller Steigerung der Übungsanforderungen verordnet. Solche Behandlungen sind mit einem ME/CFS nicht vereinbar und führen häufig zu einer weiteren Verschlechterung mit PEM. Weitere Informationen zur Rehabilitationsbehandlung bei (Long-) COVID finden sich auch in der S2K-Leitlinie COVID-19 und (Früh-) Rehabilitation der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V. (DGNR): https://register.awmf.org/assets/guidelines/080-008l_S2k_COVID-19-und-Frueh-Rehabilitation_2024-01.pdf

Auch medikamentöse Therapieansätze können der Symptomlinderung dienen. Da es bislang keine zugelassenen Medikamente speziell für die Behandlung von Long-COVID gibt, können Erfahrungen mit anderen Post-Infektionssyndromen (PAIS) und/oder ME/CFS eine Orientierung bieten. Auch für diese Erkrankungen gibt es allerdings keine speziell zugelassenen Medikamente oder Therapieverfahren. Die Rücksprache mit einem auf Long-COVID, PAIS und/oder ME/CFS spezialisierten Zentrum ist bei der medikamentösen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Long-COVID daher dringend zu empfehlen. Im Kontext von PEDNET-LC bieten wir eine Beratung zur medikamentösen Behandlung im Rahmen von digitalen, interdisziplinären Fallkonferenzen oder Telekonsilien an. 

Von zentraler Bedeutung im Kontext der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Long-COVID und Teilhabedefizit sind sozialmedizinische Maßnahmen. So kann beispielsweise die Unterstützung mit Hausunterricht oder Fernschule bei immobilen Patient*innen hilfreich sein.  Nähere Informationen zur Diagnostik und Therapie von Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen finden sich im Konsensuspapier der Konventgesellschaften der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ).  

 

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